Kommunistischer Widerstand im 3. Reich 20

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Weitere aktive und große Gruppen waren die Berliner Gruppe um Anton Saefkow, Franz Jacob und Bernhard Bästlein, die, ebenfalls in Berlin agierende Gruppe um Robert Uhrig [48] , sowie eine Gruppe, die sich in Thüringen um Theodor Neubauer und Magnus Poser bildete [49] . Der Dreher und KPD-Funktionär Robert Uhrig wurde bereits im Juni 1934 festgenommen. Nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus Luckau leitete Uhrig ab 1938 verschiedene illegale Gruppen in über 20 Rüstungsbetrieben in Berlin. Er stand in Kontakt mit dem in Prag residierenden Auslandssekretariat des ZK der KPD. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs konnte er das Netz der Widerstandsorganisation erweitern, hatte Verbindung zu Kommunisten in mehreren deutschen Großstädten. 1940/41 arbeitete er mit einer von Josef (Beppo) Römer geleiteten Gruppe zusammen [50] . Das von Uhrig herausgegebene Untergrundmaterial „Informationsdienst“ berichtete über örtliche Missstände und Verflechtungen betrieblicher Produktionsabläufe mit der Rüstungs- und Kriegswirtschaft des NS-Staates und rief zur Sabotage auf. Rudolf Hallmeyer war während seines Aufenthaltes in Berlin zu dem Fazit gekommen, dass Uhrigs Organisation als neue kommunistische Parteileitung für Berlin anerkannt und entsprechend unterstützt werden sollte. Im Februar 1942 wurde die Gruppe zerschlagen. Robert Uhrig wurde am 7. Juni 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 21. August 1944 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet.

Die Saefkow-Jacob-Bästlein-Gruppe war während der letzten Kriegsjahre die größte kommunistische Widerstandsgruppe im Kampf gegen die NS-Diktatur. Die Forschung geht von mehr als 500 Mitgliedern, darunter über 100 Frauen, aus [51] . Das Aktionszentrum lag in Berlin und seinem Umland, wo man Stützpunkte in über 50 Rüstungsbetrieben, unter ausländischen Zwangsarbeitern, in der Wehrmacht und in diversen Institutionen besaß. Verbindungen gab es zu den schon bestehenden Widerstandsgruppen um Herbert Baum und Robert Uhrig bis zu deren Zerschlagung durch die Gestapo 1942 sowie zu illegalen KPD-Gruppen um Martin Schwantes in Magdeburg, um Neubauer und Poser in Thüringen, um Schumann in Leipzig und um Robert Abshagen in Hamburg.

Anton Saefkow, 1939 aus mehrjähriger Gefängnis- und KZ-Haft entlassen, schuf zusammen mit dem aus Hamburg nach Berlin geflüchteten Franz Jacob und mit dem im Januar 1944 während eines Bombenangriffs aus dem Berliner Zuchthaus Plötzensee geflohenen Bernhard Bästlein ein neues konspiratives Netz und baute in Berlin die neben der Schumann-Gruppe größte und bedeutendste illegale Widerstandsorganisation der KPD auf. Auch wenn sich nach Gründung des NKFD der „Dreierkopf“ als „Berliner Ausschuss“ dieser Bewegung verstand, unterschied er sich aber in manchem von den Intentionen der Moskau Leitung und brachte neben eigenen Erfahrungen mehr Verständnis für Überlegungen potentieller Bündnispartner aus anderen politischen Lagern auf.


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