Kommunistischer Widerstand im 3. Reich 16

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Die mit der Taktik des „Trojanischen Pferdes“ verbundene Unterwanderung der DAF-Betriebsgruppen hingegen wurde von den meisten Widerstandsgruppen bewusst ignoriert. Entscheidend hierfür war nicht nur die zunehmend erschwerte Kommunikation zwischen den illegalen Gruppen im Inland und der KP-Führung, angesichts immer irrealerer Vorstellungen der Emigrationsleitung über den Kampf in der Illegalität verweigerten sich die Widerstandsgruppen in zunehmendem Maße den Instruktionen von außen.

Am 23. November 1935 trafen sich in Prag Friedrich Stampfer und Hans Vogel als Vertreter der SPD mit Dahlem und Ulbricht zu einem Spitzengespräch, das auf Initiative der KPD-Führung zustande gekommen war. Es ging um die Erläuterung der Ergebnisse und Beschlüsse der „Brüsseler Konferenz“ mit der Zielrichtung einer Einheitsfront. Auch wenn im Vorfeld des Treffens von Seiten der KPD Selbstkritik geäußert wurde - Wilhelm Florin sprach in einem Artikel in der Zeitschrift „Kommunistische Internationale“ davon, dass die Einheitsfront deswegen so schwer herzustellen sei, weil die KPD darunter nur „die Vereinigung in den Reihen unserer Partei“ verstanden habe - hatten die SPD-Vertreter von vornherein Zweifel an der Ernsthaftigkeit, mit der sich die KPD-Führung zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit allen Nichtkommunisten bereiterklärte [34] . Stampfer und Vogel lehnten nicht nur das Drängen Ulbrichts und Dahlems nach einer gemeinsamen Erklärung ab, sie appellierten auch Ende Januar 1936 in einem Rundschreiben an die Grenzsekretariate, keine Verbindungen zu Kommunisten zu unterhalten. Trotz dieser Vorbehalte riss der Kontakt nicht ganz ab. Am 1. Juli 1936 trafen sich Stampfer und Pieck in Prag zu einem weiteren Spitzengespräch. Forderungen Piecks nach einer Rückname des Rundschreibens von Ende Januar 1936 und der Bildung von Volksfrontkomitees wies Stampfer zurück. Allein in Einzelfragen wie z. B. der Spitzelabwehr und des Asylrechts signalisierte er eine mögliche Zusammenarbeit.

Parallel zu diesen Gesprächen kamen in Paris seit September 1935 unter dem Vorsitz von Heinrich Mann rund 50 Vertreter unterschiedlicher Organisationen zusammen. Im Hotel Lutetia diskutierten bürgerliche, sozialdemokratische und kommunistische Hitlergegner Pläne zum Sturz Hitlers und für die zukünftigen Gestaltung Deutschlands. Trotz programmatisch-politischer Unterschiede kam es zu gemeinsamen Erklärungen, so zum Beispiel am 24. Mai 1936 zum Aufruf des Lutetia-Kreises „Seid einig, einig gegen Hitler“, in dem gegen den Einmarsch der Wehrmacht in das entmilitarisierte Rheinland protestiert wurde. Auch der Einsatz von etwa 5 000 Deutschen, darunter 75% Kommunisten und 15% Sozialdemokraten, als Angehörige der Internationalen Brigaden an der Seite der Spanischen Republik gegen Franco erschien vielen als eine Art Volksfront in Aktion. Und in der Tat kam es Ende 1937/Anfang 1938 zur Bildung von Einheitsfrontkomitees, z. B. als in Albacete Kommunisten und Sozialdemokraten ihre jeweiligen Führungen aufforderten, mit Rücksicht auf den Kampf in Spanien ihre Kräfte zu bündeln. Doch auch in Spanien blieb letztlich die tiefe Kluft zwischen Kommunisten, Sozialdemokraten und Anarchisten erhalten.

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