Zwakkelmann: "Tabularasa machen" 2/5

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Sie geschehen einfach. Meist, wenn man nicht damit rechnet und am Morgen noch mit einem kaputten, blauen Müllsack, in dem die zart angewärmten Schlafutensilien der letzten Nacht sanft vor sich hindampfen, im Nieselregen durch Süd-Niedersachsen schlurft.

Warum Göttingen und nicht Barbados?

Nun, am Abend zuvor hatte ich eben dort eine Lesung in einem autonomen Zentrum, in dem Flugblätter herumlagen, die mich darüber aufklärten, daß es sexistisch ist, wenn ich ungefragt die schweren Einkaufstaschen meiner Frau schleppe. Da ich diesen Fehler in der Vergangenheit häufiger begangen hatte und mich plötzlich Schuldgefühle über...äh, sorry...mannten, schleppte ich statt Einkaufstaschen lieber mich selbst durch die Lesung und wichste meine niveaulosen Penisgeschichten als Mahnung direkt in den Raum, wo sie wohl auch als Mahnung verstanden wurden. Natürlich dachte ich heimlich darüber nach, daß es eigentlich auch sexistisch ist, wenn Frauen nicht über Herrenwitze lachen, aber ich wollte auch keine Lanze für Fips Asmussen brechen. Der Abend nahm seinen erwarteten Verlauf. Ich kann nicht behaupten, daß sich meine/ihre Hörer/Hörerinnen vor Lachen/Begeisterung in die Hosen/Röcke strullten und sich auf die Schenkel/Stirn klopften, aber es war auch für mich ein Erlebnis/Reinfall.

Wenn es im Kalender sowas wie Gerechtigkeit gibt, hatte ich mir den perfekten Tag genau jetzt verdient.

Er begann mit dem Moment, in dem ich Göttingen verließ. Für die paar Kilometer Autobahn hatte ich Fuchs mir schmackhaften Kakao aus der Flasche mit praktischem Drehverschluß organisiert, warf mir zuckerfreie Kirsch-Mint-Pastillen ein, wann immer mir der Sinn danach stand und betrieb Konversation mit Menschen, die dafür Verständnis hatten. Es gibt nichts entspannenderes als Autofahrten mit Max und Mona, außer vielleicht ein Schaumbad, und als wir die ersten Außenbezirke von Kassel erreichten, wunderschöne Gewerbegebiete passierten und der fabelhafte Skoda-Scheibenwischer den Nieselregen einfach so beiseite putzte, begann der perfekte Tag Konturen anzunehmen.


zum Ersten Teil

zum Dritten Teil

Mehr vom Tom Tonk gibt es auf hier OpenPunk oder auf seiner Seite: http://www.rockraketetonk.de