Take That: "Patience"2/2

Aus openPunk
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Vielleicht machen sich andere Menschen keine Gedanken darüber, was man aus freudlosen Anlässen wie zum Beispiel Zahnarztbesuchen oder Umfragen in Fußgängerzonen alles herausholen kann, vielleicht schmeckt sogar die Zigarette "danach" genau wie die "davor", vielleicht spielt das alles auch gar keine Rolle, denn letztendlich sind Rituale nur die Sucht nach einer Konstanten. Ich glaube, es war 1976, als ich zum ersten mal an einem Samstagnachmittag die Bundesligakonferenz im Radio hörte. Dieses Erlebnis, mit den Ohren, ach, was sag ich: mit Haut und Haaren live dabei zu sein, wenn in mehreren Betonschüsseln der Republik gleichzeitig die Schurken gegen die Guten kämpfen und dabei von schreienden, fiebrigen Reportern bestens mit Informa-, Emo- und Sensationen aus erster Hand versorgt zu werden, sich von der Stimmung anstecken und mitreißen zu lassen, das Radio abzulecken oder das Ding an die Wand zu knallen, war dermaßen einschneidend, daß ich dieses Zeremoniell bis heute praktiziere. Vollkommen klar, daß der Samstag, speziell der Nachmittag, für andere Aktivitäten tabu ist. Nichts auf der Welt kann so wichtig sein wie die Bundesliga im Radio, wo sich innerhalb von zwei Stunden entscheidet, ob die Woche gut oder scheiße war. Das meine ich ernst, schließlich ist Fußball kein Spiel. Bitte sagen Sie das Ihren Frauen. Und von allen Ritualen ist das die Königsdisziplin. Es ist allerdings der Gesundheit nicht sonderlich zuträglich, während der neunzig Minuten, die so ein Spiel mindestens dauert, zwei Dutzend Herzattacken zu erleiden, also spielen sie zwischendrin immer mal etwas Musik. Meistens Mel C. oder Herbert Grönemeyer, neulich aber eben "Patience" von einer Gruppe namens TAKE THAT, die bislang -das muß ich zugeben- in meiner Plattensammlung nicht stattgefunden hat. Und während "Patience" höchst lieblich durch den Äther rieselte, schoss plötzlich ein netter Mensch während des Refrains ein Tor gegen die Bayern. Ich wünsche TAKE THAT für ihren weiteren Weg alles Gute.

zum Ersten Teil

Mehr vom Tom Tonk gibt es auf hier OpenPunk oder auf seiner Seite: http://www.rockraketetonk.de