Kommunistischer Widerstand im 3. Reich 9

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Die Balance zwischen sensationellen Coups wie Kurzdemonstrationen, Malaktionen an hohen Fabrikschornsteinen und Wandinschriften sowie der geduldigen systematischen Arbeit (Zahlung, Kassierung und Weiterleitung der monatlichen Beiträge) unter den gelähmten Anhängern war nicht leicht zu finden [15] . Es war zudem äußerst schwierig, über längere Zeit ein verdecktes Kurier- und Treffsystem aufrechtzuerhalten, da der Gestapo immer wieder Einbrüche in gerade aufgebaute Widerstandsgruppen gelangen. Die Führungspositionen der illegalen KPD mussten immer rascher neu besetzt werden [16] . Im Mai 1933 emigrierte ein Teil des Politbüros (Wilhelm Pieck, Franz Dahlem und Wilhelm Florin) nach Paris und bildete dort die Auslandsleitung, während sich die Politbüromitglieder John Schehr, Hermann Schubert, Fritz Schulte und Walter Ulbricht noch in Berlin aufhielten. Nach der Verhaftung Thälmanns leitete Schehr, früheren Festlegungen entsprechend und vom Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale (EKKI) gebilligt, bis zu seiner Verhaftung Anfang November 1933 die Partei, was ihm aber Hermann Schubert, unterstützt von Walter Ulbricht, streitig zu machen versuchte. Im Herbst siedelte das gesamte Politbüro in die französische Hauptstadt über und wirkte wieder zusammen, wobei Pieck, Jahrgang 1876, als mit Abstand Ältester in der Regel die Sitzungen leitete, Florin aber faktisch gleichberechtigt neben ihm stand. Die Frage, wer nach der Verhaftung von Schehr als Vorsitzender der Partei zu wirken hatte, blieb bis Herbst 1935 offen. Dies verstärkte die Gegensätze in der Führung zwischen Pieck, Schubert und Florin. Eine Beratung der KPD-Führung mit der Politkommission des EKKI im Januar 1935, ergänzt durch eine veränderte Aufgabenverteilung im Politbüro, drängte die Gegensätze zwar zurück, doch schwelten sie weiter [17] .

In Berlin etablierte sich als Organ des Pariser Politbüros eine „Landesleitung“, die zunächst von Schehr, dann von Herbert Wehner und anschließend von Otto Wahls geführt wurde. Mit Hilfe von „Instrukteuren“ bemühte man sich, den Kontakt zur Auslandsleitung in Paris (ab Januar 1935 in Moskau) herzustellen und die Widerstandsaktivitäten der verschiedenen kommunistischen Basisgruppen im Reich zu koordinieren.

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