Ideal: "Berlin" 6/16

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Da der Regen immer stärker wurde, wohl nicht allzu lange. Das mit dem Wetter behagte mir irgendwie nicht. Ich schlurfte wieder zum Hotel, haute mich auf´s Bett und rief Schnuckiputzi an, sie brauche sich keine Sorgen zu machen, die Häuser sind super. Dann zappte ich durch dreißig Schichten Fernsehen und blieb beim Offenen Kanal Berlin hängen. Irgendeine anarchistische, eher linke Bewegung berichtete in obskuren Beiträgen über ihre Ansichten und Aktionen, was Entertainment nicht nur versprach, sondern auch bescherte. Highlight des Abends war ein Interview mit zwei Che Guevaras auf einmal, ein junger Mann, ein junges Mädchen, beide vermummt. Da die Frau von den beiden sowohl optisch und inhaltlich, als auch stimmlich stark an Volksfront von Judäa denken ließ, konnte man diesen Auftritt als gelungene Hommage an "Das Leben des Brian" werten und sich erleichtert zurücklehnen in dem sicheren Wissen, daß es mit unserer Jugend endlich wieder aufwärts geht. Das sah ich auch am nächsten Tag am Laternenmast. Dort hatte jemand einen Aufkleber mit dem schönen Spruch "uns gefällt alles" hingepappt, das erste mal übrigens, daß mich Berlin mal herzhaft lachen ließ. Sofort schien die Sonne. Der Regen vom Vortag war Schnee von gestern, heute würde ein anderer Wind wehen, soviel stand fest. Mein Date mit Archi war auf drei Uhr nachmittags terminiert, ich hatte also noch sieben Stunden Zeit, verbissen durch die Stadt zu irren. Ich beschloß, den Weg der Mauer abzulatschen, beginnend in Friedrichshain, und machte mich gutgelaunt auf die Socken. Dabei fiel mir recht schnell auf, daß ein Fußgänger 2009 in Berlin in etwa so viel zählt wie Egon Krentz 1989. Die Gefahr geht natürlich wie immer vom Volke aus, in diesem Fall vom Bürger mit Fahrrad. In Berlin, müssen Sie wissen, fahren Radfahrer grundsätzlich auf dem Gehweg.

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Mehr vom Tom Tonk gibt es auf hier OpenPunk oder auf seiner Seite: http://www.rockraketetonk.de