Sexypunk ein PunkModelabel 1/2

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Sexypunk ein PunkModelabel

1Historisch Outfit und Auftreten

Punk war schon immer eine Subkultur, für deren Entwicklung die äußere Darstellungsform enorme Wichtigkeit hatte Sämtliche Ausdrucksformen optischer Art waren für die jeweilige Zeit ihres Entstehens ein radikaler Umbruch, der im direkten Gegensatz zu der bestehenden Mainstream-Umwelt stand Das gespaltene Verhältnis der Punks zu den Medien gründet sich unter anderem darin, dass die Punk-Szene aufgrund ihres subversiven und schockierenden Aussehens von Anfang an als potentielle Bedrohung wahrgenommen wurde „Deutlicher als bei anderen Subkulturen waren bereits zu Beginn – neben musikalischen und ideologischen – modische Aspekte von enormer Relevanz Modisches Design, subkultureller Stil und innovativer Einzelhandel trafen aufeinander“ (Segebrecht 2004)1 Wenngleich die modischen Aspekte für ihr Selbstverständnis nur einen von mehreren bestimmenden Faktoren bilden, steht doch außer Frage, dass sie für die Szene von Wichtigkeit sind Abgesehen von all der angeblichen „Gammeligkeit“ und bewussten „Hässlichkeit“, die seit jeher in Bezug auf Punk (insbesondere durch die Medien) hochstilisiert wurden, wird oft unterschlagen, dass die Bewegung in ihren Ursprüngen eigentlich sehr ästhetisch auftrat „Die erste Punk-Generation war gar nicht, wie die bürgerliche Presse es gerne darstellte, bewußt häßlich und verdreckt, sondern sie hatte ganz schön viel Sex Appeal []“ (Büsser 2000) Doch auch in den bewegten Jahren der folgenden, nunmehr 30-jährigen Geschichte der PunkBewegung wurde ein Stil entwickelt, der zwar einerseits, wie Büsser kritisiert, zur klischeebehafteten Uniform geworden ist „Ein Sex Appeal, das übrigens verschwand, als Punk mit seinen Nietengürteln und Irokesenfrisuren immer überstylter und phantasieloser wurde“ (Büsser 2000) Allerdings findet sich auf der anderen Seite, wie das folgende Kapitel zeigen wird, in der gegenwärtigen Punk-Subkultur nach dem Aufweichen jahrzehntelang gepflegter Stereotype wieder die anfängliche sexy Mixtur aus diversen Stilvariationen, die ähnlich der ersten Punk-Phase anmutet

Kleidung und Accessoires „Punk reproduzierte sämtliche Kleidungsstile der Nachkriegs-Jugendsubkulturen und kombinierte Elemente aus den verschiedenen Epochen dieser Stilgeschichte zu einer zerschnipselten Collage Das gab ein Chaos aus Schmalzlocken und Lederjacken, „Brothel Creepers“ […] und „Winkle Pickers“, Turnschuhen und Parka-Mänteln, Mod Frisuren und Skinhead-Bürsten, Röhrenhosen und bunten Socken, ultrakurzen Miniröcken und Nagelschuhen – alles zusammengehalten von spektakulären Verbindungsmitteln: Sicherheitsnadeln und Plastikwäscheklammern, Sado-Maso-Riemen und Seilstücken, die ein Übermaß an entsetzter und faszinierter Aufmerksamkeit erregten“ (Hebdige 1983)

Hebdige beschreibt anschaulich, welch diffuse Mischung der verschiedenen Kleidungs-Stile Punk in seiner Entstehungsphase darstellte Elemente aus nahezu allen vorangegangenen Subkulturen wurden verwendet, wenngleich oft gezielt zerstört oder bearbeitet und in umgekehrtem Kontext getragen (vgl Hebdige 1979) Als Punk 1976 entstand, war bereits der kleinste stilistische Ausbruch aus den gängigen Konventionen eine Provokation Und angesichts der Kleidungs- und Styling-Varianten, die Punk in seiner weiteren Geschichte hervorbringen sollte, erscheint die anfängliche Hysterie um den Punk-Style nicht mehr nachvollziehbar „Betrachtet man heute Photos von den klassischen Punkbands, […] sehen die Beteiligten ziemlich propper und aus heutiger Sicht unspektakulär aus – weder übertriebenes Styling, noch übertrieben zerfetzt“ (Büsser 2000) Auffallend war in diesem Zusammenhang lediglich, in welcher Art und Weise Punk vorhandene Kleidungsstücke nutzte, sie bearbeitete und zu einem Gegenentwurf umgestaltete So wurde aus einem Fan-T-Shirt der Band Pink Floyd und einem eigenhändig mit Lackstift gekritzelten „I hate“ ein Anti-Shirt der Band und eine bildliche Absage an den Mainstream-Rock im Allgemeinen2 Letztlich war das Outfit der Punks stets ironisch geprägt und als Absage an bestehende Werte zu verstehen „Durch ein Sortiment untergründig komischer Zeichen symbolisierte sie sich in Knechtschaft: Ledergurte, Ketten, biedere Jacketts und steife Posen So waren die proletarischen Akzente der Punks von Ironie durchdrungen“ (Hebdige 1983) Oder wie Skai es ausdrückt: „Die Punks karikierten die wohlgekleidete Überflussgesellschaft, indem sie den Schund und Abfall zur Gossenexzentrik stilisierten“ (Skai 2008) Selbstverständlich wurde der neue Kleidungsstil von seinen ersten Tagen an bereits zur Mode erklärt und von Designer_innen aufgegriffen und reproduziert Bezeichnenderweise entstand die junge Punk-Szene in London um die Mode-Boutique Sex herum Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Punk in seinen Anfangstagen auch zu erheblichen Teilen eine ModeBewegung darstellte und ihr dieser Ruf aufgrund ihrer so radikalen und revolutionären modischen Ausdrucksformen auch bald anhaftete „Bei der Punk-Subkultur entdeckte die Presse den Kleidungsstil praktisch zur selben Zeit, als auch die abweichenden Aktionen der Punks entdeckt oder erfunden wurden Genau in derselben Woche, als die Sex Pistols im Fernsehprogramm Today ihren ersten explosiven öffentlichen Auftritt hatten, startete der Daily Mirror die erste Folge einer aufrüttelnden Serie, die sich mit der bizarren Kleidung und dem Schmuck der Punks befaßte“ (Hebdige 1983) Viele Kleidungsmerkmale aus dieser Zeit, wie etwa Bondage-Hosen, selbst bemalte und besprühte Hemden, Doc-Martens-Stiefel, „Chucks“3, schwere Halsketten oder Kleidungsstücke im Tartan-Look4 sind jedoch in der Punk-Szene immer getragen worden und werden es zum Teil bis heute So schmückten bereits die Punks der ersten Generation ihre Jacken mit Buttons , ein Trend, der in der Punk-Szene immer präsent war und bis heute Bestand hat In der Szene existieren zehntausende verschiedene Buttons5 mit Bandlogos, politischen Botschaften und dergleichen Buttons existieren in verschiedenen Größen, aber die gängigsten Variationen bilden die 1-Inch und 2,5-Inch Buttons Auch heute existiert nahezu keine von einem Punk getragene Jacke ohne einen oder mehrere Buttons Diejenigen Ausdifferenzierungen im Outfit, die flächendeckend das Klischee des Punk beeinflussten (und auch das Bild, z B des deutschen Punk in der Öffentlichkeit), bildeten sich erst später heraus, wie etwa jene schwarzen Motorradlederjacken mit Nieten und Buttons versehen und mit Sprüchen und Bandlogos bemalt Auch Nietengürtel und -armbänder finden ihren Ursprung erst zu Beginn der 1980er Jahre, werden aber seither flächendeckend in der Szene getragen Interessanterweise spielt das Alter eine große Rolle bei der Gestaltung des Outfits der jeweiligen Person Je älter die Person werden, desto wahrscheinlicher normalisiert sich ihr Outfit Aufwendig gestylte Punks finden sich hauptsächlich in der Gruppe der 16- bis 35-Jährigen Unter den Älteren finden sich zwar immer noch genug Merkmale, die sie für andere Punks klassifizierbar machen, der Öffentlichkeit oder dem „Normalbürger“ fällt diese Einordnung dann mitunter nicht mehr so leicht, zumal wie bereits ersichtlich wurde, viele Stilmerkmale Einzug in den Mainstream gehalten haben Den Unterschied zwischen dem Original und dem Plagiat, also dem Rip-Off6 zu erkennen, ist tatsächlich ausschließlich in der Szene engagierten Personen möglich

Heute findet sich in der Punk-Szene kein definierbar einheitlicher Kleidungsstil mehr Zwar werden nahezu alle Elemente aus vergangenen Punk-Generationen auch heute (v a in diversen Teilbereichen der Szene) noch getragen, aber nur wenige Merkmale sind weiterhin flächendeckend verbreitet Der etablierte Punk-Stil wird heute aber kombiniert mit Merkmalen aus der Hardcore-Szene, laut Büsser „[b]equeme Straßenkleidung, die den Handlungsspielraum nicht einschränkt“ (Büsser 2000), der Gothic-Szene (mit der sich die Punk-Szene den Hang zu Sadomaso-Utensilien und einige andere Details teilt, z B Bondagehosen) und vielen anderen Subkulturen Dazu werden auch aus dem Mainstream entliehene Elemente getragen Kleidung wird selbst hergestellt oder auf Konzerten, im Internet oder den wenigen existierenden reinen Punk-Boutiquen oder Punk-Shops gekauft So schließt sich letztendlich der Kreis, denn das eingangs dem frühen Punk von Hebdige attestierte „Chaos“ in seinem Kleidungsstil stellt heute in der Szene tatsächlich gelebte Realität dar Punk bedient sich in Sachen Outfit bei nahezu allen anderen subkulturellen Stilen und kombiniert diese neuen Impulse mit dem eigenen Punk-Stil, was zu dem derzeit in der Szene vorherrschenden Stil-Mix führt Vivienne Westwood

„Westwood hat nicht nur die Modebibel "Vogue" verändert, sondern auch Londons Straßen Denn die Britin ist mehr als nur eine Modeschöpferin Sie verkörpert die modetechnisch Revolution Mode ist ihre Leidenschaft, die sie nicht nur tragbar machen, sondern mit der sie die Welt retten will Was sich damals auf wenigen Quadratmetern von Westwoods erster Boutique abspielte, verdient heute den Begriff einer Revolte in der Mode, die Westwood gemeinsam mit dem damaligen Sex-Pistols-Mitglied Malcom McLaren auslöste Kein anderer schien die Zutaten des Punk so gut zu kennen wie die beiden: Sie machten den Laden in der Kings Road zu einem Mekka der Revolution - Zufluchtspunkt für Prostituierte, Künstler und Querdenker“ (Ian Kelly 2014)




2persönlicher Erfahrungsbericht Gründung des Punkmodelabels Sexypunk Früher (Ende 80er Anfang 90er) hat man seine Sachen selbst kreiert (Bandnamen auf Textilien geschrieben), Ärmel oder Kragen abgeschnitten, Logos von kaputten T-Shirts auf Jacken genäht bzw mit Sicherheitsnadeln bestückt, es gab kaum Läden, die Bandshirts führten, wir sind nach London gefahren um Haarfarben/Klamotten zu kaufen

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