CASUALTIES-ON THE FRONT LINE-CD

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Dieser Artikel ist ein Review zu CASUALTIES-ON THE FRONT LINE-CD


CASUALTIES-ON THE FRONT LINE-CD

Aha, das wird also jetzt unter dem Etikett „Streetpunk“ verkauft. Allenthalben hochgelobte Platte, deren überschwengliche Reviews mich neugierig gemacht haben. Oookeeh, 2x Iros, mächtig Nieten auf den Lederjacken, Bondagehosen, so sehen Bilderbuchpunker aus, wenn eine Fernsehproduktion für den Tatort ein paar Straßenpunks zu besetzen hat. Der eine hat sogar einen Normahl-Aufnäher, was ihn möglicherweise als alten AM-Kunden outet (kann mal jemand in der Kartei nachsehen?). Die üblichen ollen Totenköppe auf dem Cover – normalerweise schon ein KO-Kriterium – viele bunte Bilder und eine Enhanced-CD, die ich mir natürlich als erstes reinziehe. Es gibt eine Bildergalerie, zwei Videos und ein hübsches Menü (wieder mit Totenköpfen). Die Videos laufen auf Briefmarken XXL-Format ab (wer auf Internetpornos onaniert, der kann das sicher goutieren) und die Bildergalerie hat zwar viele Bilder, aber pixelig bleibt pixelig. Ich weiß, ich bin ein Nörgler, aber wenn da von so vielen Leuten „Schokolade“ draufgeschrieben wird, dann will ich auch Schokolade! Musikalisch ist das ganze Ding ein soundtechnisch hochpolierter Klon der frühen Achtziger, deren Referenzen man von den zur Schau getragenen Klamottenbeständen der Casualties 1:1 ablesen kann (auch wenn es nicht alle Bands auf den Shirts gibt, leider, denn da ist nix von den Reagan Youth, den Ramones oder Discharge zu spüren, es sei denn man lässt die späten Langhaarmichels gelten). Es gibt die English Dogs, Attak, Exploited, GBH, Adicts und den ganzen restlichen Kram, der früher von einigen Punks liebevoll als die Bande der „Inselaffen“ tituliert wurde. Ich verstehe solche Bands wie die Casualties nicht, kompletter Retro, 22 Jahre zurück in die Zukunft und dann die ganze Palette an Kackbands rausgepickt, die immer nahe am Schunkelpunk vorbeigeschrammt sind, um sich heute alt, fett und aufgequollen auf irgendwelchen Holidays-Festivals als „Kult“ abfeiern zu lassen. Anstatt sich die guten Bands herauszupicken, wie eben Reagan Youth oder Crucifix, machen wir lieber einen auf Fraggles, spielen aufgeblasenes Kasperletheater, ohne irgendetwas eigenständiges dazuzutun. Punkkarnevalsverein? Verein zur Erhaltung frühachtziger Inselnostalgie, gesponsert von Gard Irogel und dem Punkbandshirt Outlet-Shop „Pose-It“? Mir fällt echt nix mehr ein, ich find diese Platte dermaßen Kacke, dass mir wirklich das Vokabular ausgeht. (SideOneDummy)

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